Die Rückseite des Schlafes
Stück nach Alfred Kubins Roman „Die andere Seite“
Premiere 29.01.2001 / Spieldauer 100 Minuten
Im Jahr 1909 erschien ein Buch, das bei vielen Menschen Entsetzen, bei anderen pure Begeisterung hervorrief. Alfred Kubins Roman „Die andere Seite“. Es erzählt die Geschichte des Zeichners Kubin, der einer Einladung seines früheren Kindheitsfreundes Patera folgt. Er reist in das ferne „Traumreich“, dessen gottgleicher Herrscher der Freund ist.
Im „Traumreich“ leben seelisch und körperlich geschädigte Menschen in der Stimmung vergangener Zeiten, düster und lichtarm. Was anfangs der Stimmung Kubins entgegenkommt, wonach er sich gesehnt hat, die Existenz im Gestern, im Scheinreich der Träume, wird nach und nach zum Alptraum. Die Düsterheit, die ihn erst wie ein warmer Mantel geborgen hat, fängt an, ihm die Luft, die Lebensfreude zu nehmen.
Er will gehen, doch kann nicht. Depressionen plagen ihn. Er ersucht um eine Audienz bei Patera, doch als er sie nach vielen Abweisungen erhält, liegt der väterlich-gottgleiche Freund im Sterben. Das System gerät aus den Fugen. Der führenden Hand beraubt, zerstören die Einwohner in orgiastischen Ausschreitungen das Traumreich.
Kubin, der die Exzesse überlebt, gelangt innerlich ausgebrannt wieder in die äußere Welt, die Realität.
Wir haben dieses leider fast vergessene Werk aufgenommen, um ein Stück einer verborgenen Welt zu zeigen, in der nach außen getragen wird, was sonst nur im Menschen existiert, Phantasien, Sehnsüchte. Kubin sucht die Geborgenheit des Ortes, an dem er glaubt, sich bestens auszukennen, da er ihn immer wieder selbst schafft – den Platz in seinen Träumen.
Er wagt den Schritt, die Wirklichkeit zu verlassen und trifft aber „auf der anderen Seite“, der Rückseite des Schlafes, auch die Manifestationen seines Unterbewußtseins, Ängste und Phantasmagorien, sexuelle Obsessionen. Verwirrt und zurückgestürzt auf sein Selbst sucht er den Grund seiner Existenz.
Wenn er ihn findet und das ordnende und schützende Prinzip, die verinnerlichte väterliche Ordnung, die Moral, der Glaube, abstirbt und es nicht geschafft hat, eine Beständigkeit über sich hinaus zu vermitteln, wird der Traum zerstört und mit ihm beinahe der Mensch Kubin.
Zu sehen
- Alexander Terhorst Kubin
- Axel Kohout Der Andere / Patera
- Paul Kaufmann Dr. Lampenbogen / Prof. Korntheur
- Florian Radetzki Dr. Lampenbogen / Prof. Korntheur
- Katrin Röver Kubins Frau
- Swantje Seifert Melitta Lampenbogen
- Astrid Beier Beamter / Kellner
Zu spüren
- Dirk Strobel Text und Regie
- Andreas Braband Musik
- Norbert Meinert choreografische Assistenz
- Odette Petzold Kostüme