Büchners Schädelnerven
Monodrame von Boris Thal
Premiere 23.04.2015 / Spieldauer 70 Minuten
Das ist mal etwas Neues: Georg Büchner spricht zu uns. Also eigentlich eher zu den Hörern seiner Antrittsvorlesung. Aber er versemmelt es. Und, weil er Georg Büchner ist, macht er das richtig gut. Der Mann war 23, war ein gesuchter Staatsfeind, ein ungelesener Dichter und ein heiratswilliger Jungakademiker. Seine Wandlung vom Teilzeit-Terroristen zum aalglatten Fisch-Aficionado geht natürlich nicht ohne Zynismen ab. Und sie geht nicht ab ohne unser Wissen, dass er in ein paar Wochen tot sein wird. Frühunvollendet. Böse infiziert von toten Fischen. Aber bis es soweit ist, kann er sich noch grandios danebenbenehmen.
Was als Fischgeplauder geplant war, wird eine Abrechnung mit deutscher Dummheit. Was als Dankesrede an die freiheitliche Schweiz daherkommen sollte, bezeugt eine wohlbegründete Undankbarkeit. Und dann erst Büchners Exilkollegen! Nichts als vergiftete Gesundheitsapostel, die ihn zu manipulieren suchen. Darunter finden sich so bekannte Zürichreisende wie James Joyce oder Wladimir Iljitsch Lenin. All diese Exilanten wissen, wie sie sagen, genau, wie es geht. Aber nichts geht. Und Büchner hat, grob gesagt, drei nervige Probleme am Hals: Dummheit, Freiheit und Exil. Das macht ihn zu einem Menschen des 21. Jahrhunderts.
Zu sehen
- Mikhail Gusev Georg Büchner
Zu spüren
- Volker Dietzel Regie & Bühnenbild
- Boris Thal Dramaturgie
- Axel Kohout Plakat